Fünf Fragen an Antje Heese
1. Was fasziniert dich am meisten an den Naturwissenschaften?
Als Pflanzenbiologin bin ich fasziniert von der unglaublichen Schönheit, Vielfalt und Ästhetik der Pflanzen, die sie uns bieten. Als Zellbiochemikerin bin ich besonders erstaunt darüber, wie Pflanzen Veränderungen in ihrer Umwelt wahrnehmen und geeignete zelluläre Reaktionen koordinieren können, um mit ungünstigen Umweltbedingungen umzugehen. Insbesondere fasziniert mich, wie eine Zelle den hochdynamischen und komplexen Prozess des Proteintransports steuert. Mit anderen Worten: Ich frage mich, wie eine Zelle „weiß“, wann sie ein bestimmtes Protein zum richtigen Zeitpunkt und in der richtigen Menge an den richtigen subzellulären Ort schicken muss, damit es seine Funktion bei Umweltstress ausführen kann.
2. Warum hast du deine akademische Laufbahn nach dem Diplom/ Master im Ausland fortgesetzt? Welchen Rat würdest du jungen Wissenschaftler*innen geben, die ins Ausland gehen möchten?
„Mein Rat für Studierende, die für Studium oder Forschung ins Ausland gehen möchten, lautet: „Macht es!“
Ich liebe Abenteuer, das Kennenlernen anderer Kulturen und die Herausforderung, an neuen Aufgaben zu wachsen. Nach meinem Vordiplom in Biologie an der Ruhr-Universität Bochum (RUB) erhielt ich ein Fulbright-Stipendium für einen neunmonatigen Studienaufenthalt am Plant Research Laboratory (PRL) der Michigan State University in East Lansing, MI, USA. Aus neun Monaten wurden sechzehn, und die Forschung am PRL bildete die Grundlage für meine Diplomarbeit, die ich an der RUB abschloss. Ich habe meine Zeit in den USA sehr genossen und schätzte das unterstützende Ausbildungsumfeld und die Forschungsmöglichkeiten am PRL, so dass ich nicht zögerte, als mir das Angebot gemacht wurde, am PRL zu promovieren. Ich hatte auch einen persönlichen Grund zu bleiben - ich lernte meinen zukünftigen Ehemann kennen, der Doktorand am Institut war.
Mein Rat für Studierende, die für Studium oder Forschung ins Ausland gehen möchten, lautet: „Macht es!“. Als Nachwuchswissenschaftler*in ist dies der Zeitpunkt im Leben, an dem man weniger persönliche Verpflichtungen hat und die Möglichkeit besteht, in einem anderen Land zu leben und zu arbeiten.
3. Welche Entscheidung in deinem Leben als Forscherin war die wichtigste?
Die wichtigste Entscheidung für mich war, das Fulbright-Stipendium anzunehmen und im Ausland in den USA zu studieren. Es hat mein Leben sowohl auf wissenschaftlicher als auch auf persönlicher Ebene verändert. Es eröffnete viele Karrierechancen, die in Deutschland, zumindest zu dieser Zeit, nicht möglich gewesen wären, und ich habe meinen Mann kennengelernt, einen US-Bürger, was dazu führte, dass ich den größten Teil meines Erwachsenenlebens außerhalb von Deutschland verbracht habe.
4. Du engagierst dich für Chancengleichheit und Diversität. Warum ist dieses Thema so wichtig für dich und was sollte in naher Zukunft erreicht werden?
„Ich möchte Diversität und Inklusion fördern, damit jeder Studierende das volle Potenzial entfalten kann.“
Als ich in den späten 1980er und frühen 1990er Jahren an der RUB Biologie studierte, gab es keine einzige Professorin oder Wissenschaftlerin in einer Führungsposition in der Biologie-Fakultät (ich freue mich sehr, dass sich das inzwischen geändert hat). Als Studentin in der ersten Generation hatte ich nie eine akademische Laufbahn in Betracht gezogen, als ich noch in Deutschland lebte. Meine Sichtweise änderte sich, als ich an der PRL der Michigan State University anfing. Ich entschied mich, meine Doktorarbeit im Labor von Natasha Raikhel zu schreiben, einer sehr erfolgreichen Pflanzenbiologin, die Mutter von zwei Kindern ist. Natasha ist nach wie vor mein Vorbild und meine Mentorin auf meinem wissenschaftlichen und persönlichen Weg.
Mein Mann, mit dem ich seit mehr als 30 Jahren verheiratet bin, ist ebenfalls Professor für Pflanzenbiochemie, und wir haben einen Sohn. Als Professorin ist es mein Ziel, „etwas zurückzugeben“, indem ich die nächste Generation unterrepräsentierter Wissenschaftler*innen als Mentorin begleite. Ich möchte Vielfalt und Integration fördern, damit jeder Studierende sein volles Potenzial ausschöpfen kann.
Außerdem setze ich mich dafür ein, die Unterstützung und die Möglichkeiten für „Dual Career Scientists“ in allen Karrierestufen zu erweitern. Als solche waren mein Mann und ich begeistert von den hervorragenden Forschungsmöglichkeiten und der Unterstützung, die uns in den Gruppen für Pflanzen- und Mikrobielle Biologie an der HHU geboten wurden. Ich freue mich besonders, Gast von Petra Bauer, Professorin und Leiterin des Botanischen Instituts der HHU, zu sein.
5. Was machst du nach der Arbeit am liebsten?
Ich liebe es zu malen, denn es hilft mir zu entspannen und aufzutanken. Als Zellbiochemikerin in der Pflanzenforschung genieße ich es besonders, Acrylguss- und Aquarelltechniken zu erforschen, die es mir ermöglichen, mich von den Einschränkungen wissenschaftlicher Methoden zu lösen und frei fließende Zellstrukturen zu schaffen, die von der Natur inspiriert sind.