Fünf Fragen an Michael Feldbrügge

 

1. Warum und wann hast du dich entschieden, Wissenschaftler zu werden?

Mein Biologielehrer war äußerst engagiert und empfahl mir ein Buch über Molekularbiologie. Besonders beeindruckte mich ein Experiment, das demonstrierte, wie DNA aus toten pathogenen Bakterien genutzt werden kann, um nicht-pathogene Bakterien in infektiöse umzuwandeln. Die klare und logische Herangehensweise bei der Durchführung dieses Experiments entfachte meine Begeisterung für die Molekularbiologie.

 

2. Welche Erkenntnis aus deiner Forschung hat deinen beruflichen Werdegang am meisten beeinflusst?

"Meine Beobachtung legte den Grundstein für die Entdeckung eines neuen Mechanismus des RNA-Transports."

Während meiner Suche nach einem unabhängigen Forschungsprojekt untersuchte ich die Funktion eines RNA-bindenden Proteins im Pflanzenpathogen Ustilago maydis, dessen Rolle bislang unbekannt war. Mein Ziel war es herauszufinden, ob das Protein in Pilzhyphen vorkommt und wo es innerhalb der Zelle lokalisiert ist – im Zellkern oder im Zytoplasma. Dazu fusionierte ich das Protein mit GFP, einem Fluoreszenzmarker, um es mittels Mikroskopie sichtbar zu machen.

Ich erwartete, durch die Beobachtung unter dem Mikroskop die genaue Lokalisation des Proteins zu bestimmen. Zu meiner Überraschung zeigte sich jedoch ein völlig unerwartetes Verhalten: Das Protein bewegte sich dynamisch durch die gesamte Hyphe und pendelte intensiv von einer Seite zur anderen. Diese Beobachtung war ein Wendepunkt für mich, da sie die faszinierende Dynamik der RNA-Biologie offenbarte. Sie legte den Grundstein für die Entdeckung eines neuen Mechanismus des RNA-Transports.

 

3. Was kennzeichnet deiner Meinung nach eine/n gute/n Wissenschaftler*in?

Wissenschaftler*innen sollten stets offen für neue Erkenntnisse sein und die Ergebnisse ihrer Experimente unvoreingenommen betrachten. Beginne jeden Tag, indem du deine bevorzugte Hypothese beiseitelegst, und führe deine Experimente mit höchster Genauigkeit und Sorgfalt durch. Gute Wissenschaftler*innen haben Freude daran, über wissenschaftliche Themen nachzudenken und zu diskutieren – Wissenschaft sollte keine Bürde sein, sondern Spaß machen.

 

4. Welchen Rat würdest du jungen Wissenschaftler*innen geben?

"Versuche, so viele andere Wissenschaftler*innen wie möglich kennen zu lernen."

Genieße jeden Schritt deiner wissenschaftlichen Karriere! Fokussiere dich auf die positiven Aspekte! Verfolge eine wissenschaftliche Laufbahn nur, wenn sie dir wirklich gefällt! Versuche, so viele andere Wissenschaftler*innen wie möglich kennen zu lernen. Die Wissenschaft ist international, und es ist eine Freude, Kolleg*innen aus vielen verschiedenen Ländern zu treffen.

 

5. Was machst du nach der Arbeit am liebsten?

Nach der Arbeit repariere ich gerne Dinge im Haus oder baue etwas mit meinen Händen. Ich sehe das Ergebnis direkt. Das ist etwas anderes als in der Wissenschaft. Es kann Jahre dauern, bis man ein positives Ergebnis sieht.

Profile

Name: 
Michael Feldbrügge

Position: Leiter des Instituts für Mikrobiologie, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

Bei CEPLAS seit: 
2012

Geburtsort:
Opladen, Deutschland